Ruhezeit im Roatel
Von: Autor eurotransport.de
Eigentlich sollte das Mobilitätspaket 1 den Wettbewerb im europäischen Güterverkehr auf der Straße fairer machen und die Arbeitsbedingungen vor allem der osteuropäischen Fahrer verbessern. Dazu wurde zunächst seit dem August 2020 europaweit verboten, was mit der VO (EG) 561/2006 noch nie erlaubt war - das Verbringen der regelmäßigen wöchentlichen Ruhezeit im Lkw.
Ruhezeit im Lkw oder Rückkehrplicht der Lkw?
Das nun eindeutig definierte Verbot selbst ist, wie das Rückkehrrecht der Fahrer und die Rückkehrplichtder Lkw, schwer bis kaum zu kontrollieren. Siehe dazu den Blog „Außer Kontrolle“ am Ende des Textes. Die Alternative wurde nun gesetzlich festgelegt: eine Übernachtung im Hotel oder einer gleichwertigen Unterkunft, die es entlang der deutschen Autobahnen allerdings gar nicht ausreichend gibt, um jedes Wochenende den sicherlich weit über Tausend von der neuen Verordnung unmittelbar betroffenen osteuropäischen Fahrern ein festes Dach über dem Kopf zu bieten - wobei die Mehrzahl der Fahrer grundsätzlich eh lieber im „eigenen“ Lkw übernachten möchte. Motto: „My Truck is my Castle.“
Kritik am Mobilitätspaket
Christian Theisen, Geschäftsführer der Roatel GmbH aus Düsseldorf, hat, zusammen mit zwei Partnern aus der Logistik, das handwerklich schlecht gemachte Mobilitätspaket dennoch als Chance begriffen, mit seinem Konzept der für rund 100.000 Euro zu je vier kompakten und im Vergleich zum Lkw sichtlich komfortablen Einzelzimmern ausgebauten 45 Fuß High Cube Überseecontainern in diese Lücke zu springen. An fünf Standorten gibt es diese Lösung mittlerweile.
Übernachten an der Autobahn
In der 80. Sendung von FERNFAHRER live schildert er zusammen mit dem Lkw-Fahrer Matthias Willensberger von CM Logistik aus Stuhr, einen der wenigen deutschen Fahrer, der das Roatel bereits tatsächlich getestet hat, die tatsächlich vorhanden Vorteile einer Alternative zum Lkw - die von vielen deutschen Fahrern unter konsequenter Berücksichtigung aller Vorurteile per se in Frage gestellt wird.
Auf der anderen Seite der informativen und kurzweiligen Debatte ordnen Götz Bopp, der Stuttgarter Experte für die Sozialvorschriften, sowie Burghard Taggart von den Kraftfahrerkreisen das logische Konzept des Roatel in die doch leider sehr großen Widersprüche des Brüsseler Maßnahmenkataloges zum Schutz der Fahrer, das es im Grunde gar nicht ist, nüchtern ein.
Vor allem räumt Bopp deutlich mit dem andauernden Missverständnis auf, dass man Fahrern gesetzlich verordnen kann, wann sie in ihre Heimat zurückkehren müssen. Das Thema wurde durch die angepasste EU-Verordnung jetzt nur unglaublich kompliziert und fast unkontrollierbar gemacht.
Fazit
Das Roatel ist eine gute Idee, die derzeit vor allem von vielen anderen Kunden außer der Zielgruppe der osteuropäischen Fahrer genutzt wird, und für 49 Euro auch deutschen Fahrern etwa gerade im nahenden Sommer durch gute Isolation, einem großen Fenster, Klimaanlage, saubere und regelmäßig gereinigte sanitäre Einrichtungen ein jederzeit frisch gemachtes Bett bietet - falls der Arbeitgeber es freiwillig bezahlt. Das ist leider in der deutschen Branche das größte Problem.
Quelle: eurotransport.de (zuletzt abgerufen am 04.05.2022)